Siegfried Anzinger
Über die Arbeit von Uta Schotten
Ich kenne Uta Schotten seit 1997. Uta Schotten ist die erste Studentin, die ich in meine Klasse aufnahm und die den Meisterschülerbrief von mir erhielt.
Im Gespräch fiel mir gleich ihr untrügliches Gespür für Qualität und ihr hoher Kenntnisgrad der europäischen Malereigeschichte auf. Sie erschien mir als Person, die sehr genau spürte, wohin sie sich entwickeln wollte und überzeugt war, einen eigenen Weg beschreiten zu können. Wenn ich mit ihr über Bilder anderer Künstler sprach, konnte sie differenziert ihre Meinung äußern.
Ich habe sie als aufgeschlossene Person kennengelernt, vielseitig interessiert und engagiert. Sie war immer am Dialog mit anderen Studenten und deren Auffassung von Malerei interessiert. Kritik kann sie gut annehmen und für sich nutzen. Ständig war sie auf der Suche nach Bildern, die das wiedergaben, was sie fühlte. Zudem widmet sie sich intensiven Studien der Maltechnik von Meistern der Vergangenheit.
Das größte Anliegen von Uta Schotten ist das Menschenbild in unserer Zeit. Ihre bevorzugten Themen sind hierbei: Mutter und Kind, Liebespaare, Porträts von Personen aus ihrem direkten sozialen Umfeld und vor allem Selbstporträts. Anfänglich nutzte sie Fotovorlagen als Grundlage für ihre Malerei. Jetzt ist die Natur ihre Inspirationsquelle, sie dient ihr als Vorbild. Sie arbeitet heute ausschließlich vor dem Modell. Die kontinuierliche Anwesenheit des Modells und der direkte Bezug zum Modell sind wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit. Sie besucht Aktzeichenkurse, um hier in den schnell wechselnden Positionen der Modelle ihre Handschrift in Sicherheit und Prägnanz zu vervollständigen.
Beim betrachten ihrer Bilder spürt man förmlich ihre Energie etwas zu erzeugen, was ihren Fragen, Zweifeln und ihrer Selbstkritik standhält. Immer versucht sie beim malen zu verstehen, wie die Dinge zusammenhängen, um für Das was sie erkennt den „richtigen“ Ausdruck zu finden.
Diese unablässige Suche ist zu einem Wesenskern ihrer Arbeit geworden. Ihre Bilder sind nie Behauptungen, sondern stellen immer die Frage: „Könnte es so möglich sein?“
Sie findet in der direkten Konfrontation mit dem zu malenden Objekt zu einer Lösung mit ausschließlich malerischen Mitteln. Sie verlässt sich bei ihrer Arbeit auf ihre Wahrnehmung und ihr malerisches Können. Mit dieser Haltung und vollkommener Hingabe strebt sie danach, dass Das was sie wahrnimmt auch erscheint. Der Wunsch die durch das Motiv ausgeloste Empfindung zu übersetzen, ist bei ihr sicher groß. Ich konnte während der Akademiezeit von ihr lernen.
Die Arbeit von Uta Schotten verspricht spannende Werke in der Zukunft.
In eigenen Ausstellungen nach der Akademiezeit konnte ich ihren weiteren Werdegang verfolgen und kann ihr außer großem Durchhaltevermögen auch die Herauskristallisierung einer eigenen unverwechselbaren, individuellen Bildsprache bescheinigen.
Um ihr großes Potenzial ausschöpfen zu können, braucht Uta Schotten Zeit, Ruhe und finanzielle Unabhängigkeit.
Dieses Stipendium ermöglicht ihr die Fortsetzung ihrer Arbeit in höchster Konzentration.
Ich befürworte eine Förderung dieser Künstlerin durch die Karl-Schmitt-Rottluff Förderungsstiftung.
Professor Siegfried Anzinger